1939 – 1944, Polen

1939-1944 Warschau

Zeit + Ort
Handlung Track
18.8.1939-1944

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Akkordeonklänge. Johann Berger erzählt: Er traf Rahel in einer Konditorei in Warschau kurz vor Beginn des zweiten Weltkrieges, es ist August im Jahr 1939.

Die Erzählung geht in die Handlung über: Sie raucht mit Selbstverständlichkeit und wirkt sehr anziehend auf ihn. Johann verliebt sich sofort in sie. Als er fragt, ob er sich zu ihr setzen könne, macht sie Scherze mit ihm. Sie mag seine scheinbare Humorlosigkeit – mit einem Augenzwinkern. Ihr Name ist Rachel Abrahamovic. Sie lernen sich kennen, verstehen und lieben, streifen durch die Nachmittage des jüdischen Viertels, gehen in Cafés, lauschen Musikern am Abend und „vertiefen sich ineinander“.ak-warszawa-warschau-polen-kosciol-swietego-jozefa-oblubienca

Er vermutet rückblickend, dass er sich mehr in sie verliebt hatte, als sie in ihn, doch er ist überzeugt, dass sie ihn „im Rahmen ihres freiheitsliebenden und unruhigen Geistes“ mehr geliebt hat als jeden anderen.  Für eine kurze Zeit sind sie ein sehr glückliches Paar – der August 1939 ist der schönste Monat seines Lebens. Der folgende September bringt die Tragödie. Als Rahel Johann fragt, was er in Deutschland mache, obwohl er aus Asien komme, weicht er aus. Sie bittet ihn, Vertrauen zu ihr zu fassen. Er erzählt nicht, dass er die deutsche Expedition Schäfer durch die Berge geführt hatte, wo sie das „weiße Gold“ in den Minen abgebaut haben. Er nennt sich selbst „Urenkel eines ominösen Engländers“, der in Tibet legendenreiche Dinge getan hat, um irgendwann mit ihnen nach Deutschland zurückzukehren, „wo alles begann, wo alles enden wird“. Johann beschwichtigt Rahel und erzählt ihr nichts davon. Er bereut rückblickend, ihr nicht die Wahrheit erzählt zu haben. In der Nacht vor dem 1. September: Rahel und Johann lieben sich „auf fast verzweifelte Weise“ – es ist das letzte Mal, dass beide harmonisch zusammen sind. Handlanger der Nazis kommen hinzu und nehmen die „jüdische Hure“ fest. Rahel wehrt sich gegen die widerliche Gewalt, kann jedoch nichts entgegensetzen. Es ist die letzte Erinnerung an sie – Johann wünscht sich, er hätte sie rauchend in Erinnerung behalten. Johann wird brutal behandelt und in die Gosse geworfen.

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Es war die Nacht, bevor die Invasion der Deutschen auf Polen stattfindet und der zweite Weltkrieg beginnt. Rahel wird in den Gefängnissen mehre Monate gefoltert und schließlich mit anderen Gefangenen nach Auschwitz transportiert. Dort organisiert sie in den nächsten Monaten mehrere Aufstände, im Herbst 1941 geht sie in den Untergrund und schließt sich kämpfend dem Widerstand gegen die Nazis an. 1942 beginnt die schrittweise Auflösung des Warschauer Ghettos im Rahmen der „Endlösung“. Täglich werden bis zu 12.000 Menschen von dort ermordet. Am 18.01.1943 kämpft sie im Aufstand des Warschauer Ghettos in vorderster Reihe. Sie ist in diesen Tagen mit dem Anführer der Partisanen zusammen, Mordechaj Anielewicz. Johann erinnert sich daran, dass dies ihm einen Stich ins Herz versetzt hat.

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Der Aufstand endet damit, dass der Widerstand zwar die Soldaten aus dem Ghetto vertreibt, aber dabei 80% ihrer Kämpfer verliert. Weitere 30.000 Menschen werden nach den Kämpfen erschossen, 7.000 deportiert. Am 16. Mai werden die Aufstände von deutscher Seite beendet, dennoch besteht der Widerstand bis zum Juni 1943 durch wenige, die entkommen sind. Zu ihnen gehört auch Rahel. Im August 1944 kommt es zum Warschauer Aufstand – Rahel kämpft bis zum Schluss. Eine Woche vor Kapitulation der Deutschen wird Rahel von einem Antisemiten von hinten erschossen. Ihr Mörder war ein Schulfreund von ihr, beide kannten sich seit Kindertagen.

Johann stellt sich vor, wie sie mit einer Waffe auf der Schulter, ihrem Lächeln und einer Zigarette in den Trümmern steht – seine schöne, liebste Rahel.

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10-8