Ersteindruck und Reaktionen zu „Operation Epsilon“

Was für eine kurze Nacht! Ich habe direkt um 0 Uhr die Lauschlappen gespitzt und mich mit Verne und Nathaniel nach Peru begeben.

Update, 24.4.2021:

Fragmente wie Splitter

Ach, wie mag ich den „alten Sauerteig“, auch wenn er so schwer verdaubar ist! „Die schwarze Sonne“ ist schon lange kein leicht zugängliches, handlungsorientiertes Hörspiel mehr, vielleicht war sie das auch nur in ihren frühen Anfängen. Mittlerweile liefert die Serie pro Folge mehrere voneinander unabhängige Story-Fragmente, gebaut wie einzelne Kurzgeschichten, die tief unter der Oberfläche miteinander verwoben sind. Diese Handlungssplitter stehen für sich, sie unterhalten, sind merkwürdig, generieren ganz unterschiedliche Stimmungen, sie reflektieren Ideen wie Kristalle, in denen sich die erahnbare Handlung spiegelt. Gefrorene Momente wie Regentropfen auf dem Weg zur Erde.

In genau dieses Muster fügt sich die aktuelle Folge 22 „Operation Epsilon“ ein: Sie legt uns sechs sonderbare Splitter hin, die alle eine unterschiedliche Faszination haben. Das ist ja auch das Markenzeichen von Günter Merlaus Hörspielserie „Die schwarzen Sonne“, und wer mit bestimmten Erwartungen an die jeweils neue Folge geht, wird mit Sicherheit zugleich enttäuscht und belohnt werden.

Enttäuscht wird, wer Erwartungen zur Fortführung der begonnen Ägypten-Handlung, den Geheimnissen um Sarah und Aware oder den Geschehnissen um Jack, Salacca und Elisabeth bei Parabios erhofft. Mir scheint es so, als wären diese „großen“ Begebenheiten als Rahmen um die zweite Staffel gestrickt, die jetzt aber noch nicht aufgelöst werden sollen.  

Belohnt wird hingegen, wer sich in die Momente der 22 einsinken und überraschen lässt. Hier liegt viel Hörgold vergraben, das gefunden werden will, und nicht nur das von den Inkas.

Dazu schreibe ich jetzt zu jedem Fragment ein paar Gedanken, spoilerfrei, eher mit Fokus auf Gestaltung und Wirkung.

  • 1863. Mit Jules Verne Nathaniel an der Amazonasmündung. Dass die Folge sich bei den „exotischen Reisen“ auf Nathaniels und Vernes Abenteuer im Amazonasgebiet konzentriert, gefällt mir sehr. Es tut der Folge gut, ein paar leichte Abenteuersequenzen zu bieten und ausführlich eine Reisestation zu inszenieren. Ein wenig Abenteuerstimmung und eine „einfache“ direkte Schatzsucherhandlung abseits der schweren Mysterien tut der Serie gut.

Es ist aus meiner Sicht absolut richtig, da nicht noch einen zweiten ähnlichen Reiseschauplatz wie Ägypten einzubringen. Dass am Ende etwas viel „Informationdump“ abgeladen wird und viele Fakten von Nathaniel wikistyle (fast wortwörtlich!)  referiert werden, fällt schon auf, aber sei’s drum. Wichtiger wäre mir, dass mit den Informationen demnächst auch etwas passiert, das riecht nach Abenteuer.

  • 1945. Farm Hall, Derbyshire. Weder Heisenberg noch ein anderer gefangener Wissenschaftler der „Operation Epsilon“ kommt zu Wort, wir hören nur Mr. Brody, der mit dem Abhören der Gefangenen beauftragt ist. Das Gespräch mit seinem Vorgesetzten macht dann wieder ganz neue Baustellen auf. Die Alpen? Und was hat die Operation Epsilon damit zu tun? Eine schöne und merkwürdige Sequenz, bei der die Fragen auf den Hörer einprasseln.

Während die Hörspielreihe „Epsilon. Die Heisenbergprotokolle“ die historischen Ereignisse aufbereitet, gibt es hier die fantastische Verzerrung des Geschehens um Heisenberg. Auch der Ort wurde leicht verlegt. Das, was sich hier aber wieder reininterpretieren lässt, macht Spaß und ich freue mich hier schon auf den Podcast.

  • 1532. De Salto bei den Inkas. Schon in Folge 21 war die Sequenz um die „Conquistadores“ beeindruckend, hier wird sie in gleicher Qualität fortgesetzt. Das eigentliche Thema der Folge scheint die Reise durch Peru zu sein. Während sich durch den Schauplatz ein Bogen zu Nathaniel schlagen lässt, bekommen wir hier de Saltos Reise zum Inkahäuptling Atahualpa inszeniert, die fantastisch klingt und mit einem eindrucksvollen (Sprach-)Auftritt endet. Ich bin gespannt, wohin das führt.
  • 1863. Jules Vernes Brief aus Peru. Immer begeisterter werde ich von der „neuen“ Jules Verne Stimme, Thorsten-Kai Botenbender macht das hervorragend. Chapeau! Seine Stimmlage verschmilzt immer mehr mit der „alten Meckerziege“, und seine Zwischenbriefe an seine Frau überzeugen durch überzeugende Wechsel von Nachdenklichkeit und Begeisterung für Merkwürdigkeiten wie amazonische Penisbäume. Der Reisebericht wird hier durch die Briefform, die durch Regenwaldklänge untermalt wird, hervorragend transportiert.
  • Professor Salacca und die Quantenpsychologie. Vermutungen werden hier bestätigt, und was der Professor am Ende als These heraushaut, ist was richtig Neues und eine faszinierende Idee, die man fast wie einen Schlüssel zum Verständnis der zweiten Staffel sehen kann. Das ist frischer Wind im Bereich der fantastischen Geschichten und gefällt mir sehr gut! Außerdem zerschlägt dieser Auftritt auch die Befürchtungen, die ich schon hatte… auch hierzu mehr im Podcast.
  • Adam und Bartholomäus auf einem Plateau umgeben von Sternen. Damit kommen wir zum finalen und absolut herausragenden Teil dieser Folge. Auch Jürgen Uter, der Sprecher von Bartholomäus, hat bei mir an Respekt gewonnen. Seine schnoddrige und zugleich bedrohliche Art macht aus dieser Figur einen besonders unberechenbaren Gegenspieler, sofern er überhaupt einer ist.

Diese Sequenz ist in allen Disziplinen brilliant! Musik, Text, Emotionen, Rätsel, Andeutungen, Metaphern, alles passt hier. Diese Sequenz hat es in sich! Zunächst handelt es sich um einen inneren Monolog Adams, der mit dem Monolog von Bartholomäus/Bayan verwoben wird. Zunächst gehen beide Gedankengänge aneinander vorbei, dann treffen und steigern sie sich zu einem Klimax, der es in sich hat. Das wird uns im Podcast zu knabbern geben wird.

Ein Meisterstück, ein Rätsel, ein Gedicht. Und ein Sack voller Vermutungen: Das ist eine zentrale Szene in der ganzen Serie!

Ich habe den Eindruck, dass dieser „Sechsteiler“ (17-23) im Kern um die Peru-Geschehnisse sowie die „Bartholomäus-Therapie“ geht und wir zu diesen beiden Handlungen, ähnlich wie beim Chicago-Vierteiler, nächste Folge (23, „Die verbotene Stadt“) ein Finale bekommen. Außerdem hege ich mittlerweile die Vermutung, dass erst das Finale der zweiten Staffel (nicht des Sechsteilers, sondern dann die 24-26) um den Rahmen Ägypten/Nathaniels Erlösung/Aware/Sarah gehen wird.  Aber genau solche Erwartungen sollte ich wohl lieber vermeiden, denn es kommt sowieso anders als gedacht.

Fazit: Sechs wunderbare Splitter, bei denen noch nicht ganz klar ist, was sich in ihnen spiegelt. Und wie immer: Höchste Hörspielqualität und absolute Empfehlung.

Mehr dazu in einer Woche dann, beizeiten!

(Torsten Weis, 24.4.2021)

Habt ihr die Folge schon gehört? Schreibt doch hier ein paar erste Reaktionen! Kurz, aus dem Bauch: Wie hat es euch gefallen?

53 Kommentare

  1. Ich habe auf dem Weg zur Arbeit im Auto die erste Hälfte gehört. Gefällt mir gut bis jetzt. Leider noch kein Adam. 😉 Dafür viel Nathaniel, was natürlich auch toll ist. Ich hätte gerne mal wieder einen philosophierenden Adam, der in irgendwelchen Sphären schwebt, wie „Eine Unendlichkeit, die zwischen Gut und Böse oszilliert.“ Sehr handlungsorientiert bisher die Folge (was ich nicht negativ meine).
    So wie ich es sehe, kommt auch keine Sarah vor. Zumindest habe ich den Namen der Sprecherin auf keiner Liste zur Folge gesehen.
    Ich schreibe bestimmt nochmal, wenn ich ganz (oder ein 2. mal) durch bin.

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    • So, jetzt bin ich durch mit der Folge.
      Wow! Der Adam-Part ist phänomenal. Nachdem der Rest ziemlich straight war, ist es hier wieder schön kryptisch und eignet sich zum interpretieren und diskutieren. An der Stelle freue ich mich besonders auf euren Podcast. Ich habe das Gefühl, ich sollte genau wissen, was da gesagt wird und wie es gemeint ist und die Puzzleteile müssten sich lautstark zusammensetzen, aber es war beim ersten Durchlauf auch zu viel um genau Schritt zu halten. Sehr gut! 😆

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  2. Ich schließe mich Arev83 an. Ich fand den Anfang langatmig. Eher wie ein Abenteuer Hörspiel.
    Spannender war es ab dem Meteoriten Absturz und der Sage über die Schlangen im See. Das hatten wir in der Art schon mal irgendwo.
    Ja und der Adam Part ist fein. Ich hab es aber erst 1 x durch und höre grade nochmal.

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  3. Und wieder bekannte Stimmen mit neuen Namen. Caswell ist wieder da! Und immer wieder gut! Und hat der Captain nicht die Stimme von Arthur? Bei Augusto dachte ich erst, ich höre Professor Martens, aber dass ist wohl doch nicht so. Aber das ist ja auch das Großartige daran. Ständig meint man wieder irgendeinen“Hinweis“ zu erkennen und zweifelt kurz danach wieder an allem. Die Existenzen geistern weiter durch alle Epochen. Und am Ende geht es aber trotzdem wieder immer nur um das „Eine“… Einen Zugang….
    Und hat Bartholomäus zu Adam nicht Bruder gesagt?
    Ich fand das Interview mit Salaca auch großartig. Muss ich noch ein paar mal hören, um es mehr zu verstehen.

    Ich hoffe, das geht ewig so weiter! Ich liebe es!

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    • Ja, Brody wird von Günter Merlau selbst gesprochen. Bei einer winzigen Rolle hätte ich gesagt, dass es nichts zu bedeuten hat und er den Text eingesprochen hat, weil gerade kein anderer im Studio war. Dafür hat Brody aber eigentlich zu viel Text.

      Was ins Schema passt, ist, dass die Rollenverteilung mal wieder sehr typisch ist. Caswell in der Inkarnation William J. Donovan hat überlegenes Wissen (typisch „Ewiger“). Brody empfängt Hinweise („Topf schlagen“, „tiefer graben“, etc.).

      Wenn die Sprecherbesetzung als Hinweis auf die Person Arthur zu verstehen ist, dann hätten wir hier aber eine Art Ur-Version. Brody hat nicht das Wissen aus einem Leben als Arthur Salton in Derbyshire in sich. Wenn es die gleiche (mir fällt jetzt kein besseres Wort ein) „Seele“ sein soll, dann wäre Cpt. Brody wohl die Version vor Helmut Berger und diese wiederum die Version vor Arthur Salton…

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  4. Gänsehaut bei der Stimme des Inka Königs. Anders als erwartet. Ich hatte plötzlich son Kopfkino. Dann der Schluss… Hatte grad n Flashback an längst vergangene Drogenexperimente 🙈 Ein wilder Ritt diese Folge. Hat mich voll erwischt. Geil!

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  5. Seit der letzten Folge hatte ich mich wieder mal intensiver den phantastereien von Gustav Meyrink gewidmed. Kennt den jemand? Walpurgisnacht, das grüne Gesicht, der Engel vom westlichen Fenster usw. Kennt das jemand? Wenn nicht, kann ich nur empfehlen als Ergänzung zur Sonne 🙂 Nach dieser Lektüre erscheinen die Sonnen Folgen gleich nochmals strahlender 😉

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      • Ja, Romane. Relativ kurze sogar. Sehr humorvoll, selbst ironisch und Anti-Spiessbürgerlich aber vermitteln ein sehr tiefes philosophisches Wissen mit okkultem Charakter 🙂 Hat alles drin, von Kabala über Rosenkreuzer etc. Ist echt genial.

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        • Ah, jetzt klingelts, „Der Golem“ kenne ich! Da gibts auch eine interessante Hörspielversion … muss mal in die Sachen reinlesen, klingt vielversprechend. Und bei „Der Golem“ gibts ja tatsächlich auch die Sache mit den fremden Bewusstseinen, da besteht Verwandtschaft!

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          • Ja ganz genau. Die Buchtitel sind halt etwas irreführend wenn man einfach ne eher plumpe Gruselgeschichte erwartet. Meyrink geht halt sehr tief und setzt z.B. beim Golem voraus, dass man die Sage um den prager Golem schon kennt, beruhrt aber die Sage nur am Rande. Sein Golem ist halt sein bekanntestes Werk aber z.B. sein „Das Grüne Gesicht“ ausgereifter und beinhaltet mehr vielseitige okkulte und philosophische Themen. Ich such Dir bei Zeiten mal ein paar Passagen raus 🙂

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            • Und Du hast recht, in Golem wird das Thema kabbalistische Seelenschwängerung behandelt was eigentlich ein „fremdes“ zweit Bewusstsein ist.

              Bei „der Engel vom westlichen Fenster“ geht es unter anderem darum, dass ein Nachfahre des gelehrten und Okkultisten „John Dee“ an Aufzeichnungen seines Ahnherrn kommt und dann irgendwie mit dessen Bewusstsein verschmilzt. Da packt er noch ganz viel Rosenkreuzertum mit rein…

              Generell springt Meyrink, ohne es direkt zu benennen, durch Zeit und Raum, das an und für sich ist auch eine Parallele zur Sonne.

              Genau so wie die Sonne, packt Meyrink ein unglaublich vielseitiges Wissen in humorvolle und spannende, wenn auch nicht ganz leicht zu lesende, Romane. Und das wohlgemerkt in den Jahren 1916 – 1927 (glaube ich). Das ist alles noch vor Heisenberg 🙂

              Und nun noch ein Zitat welches sehr passend ist für die Sonne, denn wir suchen ja irgendwie den Anfang von Adamin, der Geschichte etc… Mayrink sagt dazu:

              „Der Anfang ist es, der den Menschen fehlt. Nicht, dass es so schwer wäre, ihn zu finden, nur die Einbildung, ihn suchen zu müssen, ist das Hemmnis.“

              😀

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  6. Bin ja mal gespannt, wie sich die Folge bei mir entwickelt… Nach dem Ersteindruck
    – am Anfang stark narrativ
    – dann viel Wikipedia-Eintrag-Dropping
    – und zum Schluss Andeutungen en masse (die ich nicht verstehe)

    Eigentlich sehr angenehm zu hören, da es unterschiedliche Settings sind. Auch tut es dem Hörerlebnis gut, dass die Episoden streng nacheinander erzählt werden. Das scheint das „neue“ System zu sein. Die 21 und die 22 fühlen sich von der Struktur sehr ähnlich an (eigentlich auch schon 19 und 20).

    Obwohl es mir gut gefallen hat, hatte ich nach dem ersten Hören doch einen etwas schalen Geschmack, da ich nicht weiß was die Folge mir sagen will und ob da überhaupt neue Erkenntnisse für das große Ganze drin sind.

    Ist halt auch immer fies, wenn man lange auf eine Folge wartet. Zum einen ist man gedanklich nicht zu 100 % im Sonnekosmos, zum anderen wartet man auf Antworten und es kommt wieder nix.

    Auf den ersten Blick, denke ich, dass im Salaker-Track am meisten drin ist. Bei Brody finde ich bisher nur den Umstand interessant, dass Caswell die Physiker in seinen Fängen hat, aber nicht unbedingt den Inhalt des Tracks. Adam und Bartholomäus ist mal wieder eine Kopie ein und desselben Tracks (dessen Bedeutung ich bislang nicht verstehe) und der Rest sind „Easy-Listening“-Abenteuerberichte…

    Das ist jetzt aber wirklich der „Tagebucheintrag“ nach dem ersten Hören. Wahrscheinlich finden wir am Ende doch wieder viel Substanz… Bislang hat sich noch jede Folge beim wiederholten Hören weiterentwickelt.

    Ich bin daher sehr zufrieden, wenngleich auch nicht restlos begeistert und sehr neugierig wie ich die Folge nach und nach erleben werden und was wir zusammen da enträtseln können…

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  7. Cool finde ich auch das der eine Part eine Art Corssover mit der FYEO Epsilon ist. So kann man diese Serie eigentlich als ein Spin-off der Sonne verstehen 🙂

    Allerdings ist der Part wiedermal so „klein“ dass man sich wirklich fragt warum dann die ganze Folge danach benannt ist. Das ist aber mittlerweile schon eine Art Insider-Gag 😀

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  8. Wieder haben wir lange auf eine Folge gewartet, auf Antworten, auf das Vorantreiben und Zu-Ende-Bringen einzelner Handlungsfäden. Und wieder lässt mich diese Folge eher mit dem Gefühl eines wenig sättigenden McDonalds-Menüs als mit dem eines saftigen Beouf Stroganoffs allà Jack. Mein Eindruck deckt sich hier mit dem von Jules Verne, wenn er sagt: „Aber die eigentliche Reise hat noch nicht begonnen.“

    Denn eigentlich hat sie das das nicht wirklich. Sehen wir uns die Episode um das Peru-Abenteuer an, so bekommen wir hier zwar einen deutschen Indianer Jones mit historischem Hintergrund und ein unglaublich spannendes Themenfeld „angeteased“, die eigentlichen Erlebnisse von Nathaniel und Verne werden aber erst wieder ausgespart. Aus dieser erzählerischen Goldgrube (im wahrsten Sinne des Wortes) eine Mischung aus Groschenroman („Hey Fremder, gib uns einen aus oder es gibt Ärger!“) und einem gegenseitigen Vortragen von Wikipedia-Einträgen zu machen, scheint mir weit weg von Günter Merlaus herausragendem Erzählvermögen. Im Ernst, bereiten sich Nathaniel und Berns hier auf ein Referat vor oder was? Da hilft mir auch die dramatische Musik wenig, um dabei in Fahrt zu kommen. Das tatsächliche Eintauchen in diese Dschungel-Expedition gelang da während Vernes Brief nach Hause schon deutlich besser, da hier eine viel intensivere Atmosphäre aufgebaut wird – passieren tut allerdings auch hier wenig. Ein absolutes Highlight im Bericht von Hernando de Salto war dann die Schilderung von Atualpa. Diese Wahnsinnsstimme und das Mysterium, das ihn zu umgeben scheint, kommen bisher am wirkmächtigsten daher.

    Mehr Momentum kommt für mich dann auf, wenn ein neuer (?) „Caswell“ sich für die internierten Physiker in Derbyshire interessiert, auch wenn es auch hier nicht ganz ohne Wikipedia-Battle ablaufen kann. Als Leiter des OSS sucht er wieder einmal nach einem „Eingang“ und scheint sich von den Physikern eine Antwort darauf zu erwarten. Hier wird wieder sehr lockend an die Vorgänge rund um die Nürnberger Prozesse – wir erinnern uns an den geblääähten Hess – angeknüpft. Immer noch steht für mich die Frage im Raum: Wer ist diese immer wieder auftauchende Caswell-Figur und was will sie? War sie bei den ursprünglichen Forschern rund um Salacca, Elisabeth & Co dabei?
    Auch wenn mir das „Jemand-wird-ins-Studio-eingeladen-und-spricht-über-etwas“-Setting nicht so gut gefallen hat, war der Auftritt von Salacca und sein Exkurs über psychische Krankheiten dann doch reizvoll. Der Salton-Clan als Hort genetischer Häufung von Schizophrenie? Nur was genau hat das mit „Quanten“ zu tun und wie hilft uns das, die a-chronologischen Handlungselemente um Adam herum zu verstehen? Es schlägt auf jeden Fall sehr in die Kerbe, die ihr im Podcast auch immer wieder beleuchtet habt.

    Wie mein dunkler Bruder oben schon erwähnt hat, hören wir mit Bartholomäus vs. Adam mittlerweile schon den vierten Aufguss einer sehr ähnlichen Konfiguration, bei der ich beobachten konnte, wie ich zwanghaft versuche, Adams Beschreibungen seiner Umgebung auszublenden und mich stattdessen auf die mephistophischen Ausführungen von Bayan zu konzentrieren. Was genau bietet er Adam hier eigentlich an? Und wann verorten wir diese Szene: Hocken die da noch in der Wellblechhütte im Outback oder finden wir uns hier vor der Erschaffung einer neuen Welt? (s. Adams letzte Worte „Und dann wurde Licht.“ im Vergleich zum Anfang des Buchs Genesis)

    Vielleicht tue ich der Folge ja Unrecht und sie reift, wie so viele vor ihr, erst so richtig im Gesamtkontext zu einer befriedigenderen Erfahrung heran. Vielleicht ist es auch ein wenig die Enttäuschung über die fehlende Ägypten-Handlung oder die Tatsache, dass wir noch immer nicht wissen, wie es zum Sprung kam oder wer Caswell ist.

    Umso mehr freue ich mich natürlich darauf, dass ihr im Podcast das alles auflösen werdet 😉

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  9. Hallo zusammen!

    Die Folge war einfach wieder bombastisch gut. Sie Abendteuerstimmung… die Stimmung an sich… das mystische…
    Einfach grossartig.

    Freue mich auch riesig auf den Podcast.

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  10. Caswell als Wiligut ist doch zeitlich sehr nahe am Caswell als Donovan. Das ist doch auch recht interessant. Sind das verschiedene Spliter von Caswell oder hat Wiligut gar die Fronten gewechselt und von der SS zur O“SS“…

    Übrigens, Farm Hall liegt in unserer Wirklichkeit nicht in Derbyshire sondern in Cambridgeshire. Finds aber recht cool dass das OSS Domizil mit den Herrn Physiker hier – natürlich – am gleichen Ort platziert wurden an dem es offenbar auch einen Eingang gibt. Aber Caswell sollte den Eingang hier doch eigentlich nur zu gut kennen oder?

    Die Folge hat echt sehr viel drin…

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  11. Hey ihr Lieben, ich freue mich, wie viel im Forum los ist!

    Bezüglich der Folge: Ich glaube, die langen Durststrecken zwischen den Veröffentlichungen tun der Hörerfahrung, sowie der Erzählung der Geschichte selbst nicht besonders gut. Die Sonne scheint, spätestens seit Staffel 2, ohnehin weniger interessiert an der eindeutigen Auflösung ihrer zahlreichen Mysterien, sondern viel mehr am Weiterspinnen verwobener Ideen, Konstrukte und Mythen zu sein. Dort, wo sie sich treffen, kommt Licht uns Dunkel, und doch laufen die meisten noch parallel zueinander und beeinflussen sich nur peripher. Durch die lange Wartezeit wünscht man sich doch immer wieder Antworten, die mittlerweile vielleicht gar nicht mehr Teil des Konzepts sind. Günter Merlau hat es ja zu Beginn unseres Podcasts selbst geschrieben: Charlie Parker spielt den Sonne-Jazz. Wer weiß, was langfristig geplant, und was improvisiert wird?

    Wichtig ist die Atmosphäre: Und die ist schön stark, wenn abenteuerliche Reisen und Settings erzählt werden, und alte Bekannte (und natürlich auch neue Bekanntschaften!) sinnieren dürfen. Die Wikipedia-Anteile vergrößern die Sonne ungelenk, aber das Herz bleibt schwarzromantisch.

    Ich bin gespannt, wohin die Reise geht; Die Sonne erzählt momentan sehr viel und sehr wenig zugleich, und irgendwie passt das doch auch ganz gut ins Konzept.

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  12. Hallo zusammen,

    sehr interessante Gedanken, die es hier zu der neuen Folge zu lesen gibt!

    Ich habe mir jüngst EPSILON – DIE HEISENBERG PROTOKOLLE angehört und fand es sehr spannend, dass hier ein Teil komplett übernommen, aber dann weiter abstrahiert wurde. Ob Günter Merlau EPSILON als Voraussetzung zum weiteren Verständnis der Sonne konzipiert hat?

    Nach dem ersten Hören bin ich jedenfalls erfreut, begeistert und verwirrt zugleich.

    Insgesamt eine vergleichsweise harmlosere Folge, was den Härtegrad im Sinne von Ekel, Brutalität und Gnadenlosigkeit (gibt es das Wort überhaupt?) angeht.

    Ich werde sie mir jedenfalls noch ein paar Mal anhören und freue mich schon sehr auf euren Podcast!

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  13. Sind euch bei dem Telefonat mit Donovan/Caswell(?) eigentlich auch die Schreie und das Wimmern von Frauen aufgefallen?
    So als ob er parallel zum Telefonieren mal eben fröhlich am Foltern ist?!

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    • … oder hat er eine Standleitung ins Pandemonium?
      Gewinnt er nicht sehr Lebensenergie aus dem Leid niederer Menschen?

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  14. …das kann natürlich auch sein.
    Die Energiezufuhr durch das Leid von Menschen ist ja auch ein Thema.
    Vielleicht soll das Wimmern und Schreien darauf hinweisen, dass wir es selbstverständlich wieder mit dem Caswell zu tun haben, wie wir ihn eben kennen.

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  15. Beim dritten Durchgang hat bei mir die Folge richtig geklickt. Ich fand sie vorher schon gut, aber sie ist wirklich klasse. Und damit meine ich nicht nur den herrlich verschwurbelten letzten Teil, sondern auch das Peru-Abenteuer und der Vortrag über die Quantenpsychologie. (Meine Frau ist forschende Psychologin und fand diesen Teil erheiternd, aber auch richtig gut und interessant.)
    Ich wünschte, mich hätte die Erkenntnis ebenso getroffen wie Adam scheinbar am Ende. Bartholomäus deutet hier ja die Prometheus-Legende (mit sich als Prometheus, dem Feuer- und Erkenntnisbringer) an, spricht dann an einer Stelle aber auch vom lieben, allmächtigen (also dem christlichen) Gott. Und am Ende spricht Adam “und dann ward und bebt(?) es Licht”. Ich verstehe das zweite Verb nicht richtig.
    Es macht auf jeden Fall Sinn (und Spaß) hier nach weiteren Hinweisen und Andeutungen in diesen Mythologien zu suchen (bspw. nennt er Adam (mal wieder) seinen Bruder; Prometheus hatte einen Bruder Epimetheus), aber wir dürfen, denke ich, keine allzu hohe Passgenauigkeit erwarten. Merlau bedient sich meines Eindrucks nach lose bei vielen Pantheons (oder Pantheoni, ist das die Mehrzahl ;-)) und Mythen und erschafft dadurch seinen eigenen multidimensionalen, quantenverschränkten Schöpfungsmythos, in dem unsere Ewigen über die Zeiten und Epochen hinweg immer wieder zentrale Rollen einnehmen. Nur wo hat es alles angefangen? In der Zukunft bei Aware und Parabios?! Oder doch in der Vergangenheit beim Erlangen der Erkenntnis durch die Menschheit? Oder überall gleichzeitig?

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    • Wenn nach Quantenpsychologie sucht, findet man übrigens sowas: “Einer der ersten, der sich auf diesem Sektor versucht hat, war F. Capra mit seinen Buch „Das Tao der Physik“, mit dem er in den Sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts Aufsehen erregte. Er stellte ganz klare Analogien zwischen dem Zenbuddhismus und der Quantenphysik her. Er fragte sich – verkürzt ausgedrückt -, ob die Quark-Symmetrie nicht ein neues Koan ist, also aufgebaut ist wie ein zenbuddhistisches Rätselwort.” 😲

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  16. Ach ja, Sonne. Endlich wieder da. Ich geb euch allen in vielen Punkten Recht.

    Was ich auch toll fand: Endlich bekommen wir mal eine andere Beziehung von Jack und Nathaniel zu hören, sie arbeiten zusammen, Jack ist noch nicht völlig „verdorben“.

    Ich weiß nicht ob das schon mal genannt wurde, aber die 11 Dimensionen, die Salaka erwähnt, kann man sich auch hier ansehen: https://www.youtube.com/watch?v=jUci6vTqX2E Auch die Zeit und ne Schlange spielen dabei eine Rolle (und viel viel mehr) 🙂

    Ich freue mich riesig auf den Podcast!

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      • Ja, das war mein erster Gedanke. Inzwischen hab ich auch Hinweiß von Arev83 die 21 nochmal gehört. Und dort wird er ja auf der Gefängnisinsel von den beiden zurückgelassen – also macht es eigentlich keinen Sinn. Aber irgendwie passt es doch und die Stimme ist so ähnlich, ich hab mir mehrmals Jack und Augusto side by side angehört und bin immer noch der Meinung. Ich finde auch vom Wesen passt es. Günter würde doch nicht… oder würde Günter doch?!

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        • Hab auch grad nochmal mit Kopfhörern gehört. Manche Sätze von Augusto hören sich wirklich 1:1 nach Jack an. Andere meiner Meinung nach aber auch wieder nicht. Und Jacks Sprecher taucht eben nicht in den Sprecherlisten auf. Aber die sind ohne die Zuordnung zur Figur für diese Frage nicht eindeutig. Ich denke halt auch, dass es wegen der unmittelbar vorher stattgefunden Sache auf der Gefängnisinsel und auch wegen dem was Augusto sagt und wie er Nathaniel begrüßt, nicht passt bzw seltsam wäre.. Aber man weiß ja nie…seltsam ist da ja vieles.😆

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          • Ja, stimmt so. Selbst wenn es ein anderer Sprecher sein sollte; die Charakterzüge und Stimmen sind so ähnlich, dass es so oder so Absicht sein muss. Was auch immer uns das sagen soll.

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  17. Ich muss meinen ersten Höreindruck hier wirklich etwas revidieren. Nach mehrmaligem Hören und Wirken-Lassen der Folge ergab sich für mich ein gänzlich anderes Gesamtbild, eines, das vor allem in seiner atmosphärischen Wirkung und im Reiz des Andeutens wirkt. Alleine die Tatsache, wie viele Theorien, Recherchen und Diskussionen die Folge in kürzester Zeit in der Spate „Ersteindruck“ evoziert hat, zeigt, welche Faszinationskraft die Sonne nach wie vor auf uns auszustrahlen weiß. Und das finde ich großartig!

    Insbesondere einen „Splitter“, mit dem ich besonders wenig anfangen konnte, möchte ich hier herausgreifen und euch damit gleichzeitig eine Deutungsmöglichkeit anbieten: die Bartholomäus-Szene IV. In der 21 hören wir von Bayan, als er mit Adam in der Traum/Therapie-Session im Flugzeug unterwegs ist, dass Kapitän Ritscher bald den „Eingang“ am Pol erreichen würde und ihr habt im Podcast die Vermutung aufgestellt, dass er offenbar DEN Artefakt dorthin bringen will. Nur denke ich nicht, dass es sich hierbei um die Longinus-Lanze handelt, wie bisher angenommen. Wir wissen nur, dass hier eine Kiste unbestimmter Größe an Bord der Schwabenland gebracht wurde. Was, wenn hier nicht der Speer, sondern der zuvor auf der Wewelsburg mit dem Speer in Berührung gebrachte Adam in der Kiste liegt? (Das oder Wein aus Südfrankreich … 😏)
    Der greisenhafte Adam, der vom Speer zuvor unsterblich gemacht wurde, wird von den Nazis in die Öffnung, „den Tunnel aus Zeit“, gekippt, um dann in der Aware-Realität bei Salacca und Bayan aufzutauchen. Dieser Adam, ursprünglich von Professor Salacca wegen dissoziativer Persönlichkeitsstörung bzw. Schizophrenie behandelt, wird an den Direktor von Aware weitergereicht und in den Therapie-/Rückführungssitzungen, die wir seit vier Folgen hören, erfolgreich zur „bösen“ Seite verführt. Wir könnten hier durchaus mit diesem „Und dann ward es Licht“ den Beginn des dunklen Adams erlebt haben, der dann später Sarah zeugen und auf Jack schießen wird. Vielleicht meinte Günter Merlau auch genau diese Post-Nazi-Zeit von Adam, die wir bisher komplett außen vor ließen?
    Würde das von der Timeline her einigermaßen Sinn ergeben oder sind bei mir hier die Quanten durchgebrannt?

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    • Ich weiß nicht genau, wie gut es an allen Ecken passt, aber die Theorie hört sich sehr fazinierend an. Nur würde es Brankyah etwas aufs Abstellgleis befördern, da er bisher unser „böser Adam“ war und ich dachte, dass er irgendwie der Zukunfts-Adam ist, der den Anschlag verübt.

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  18. Hallo zusammen!

    Ja eine sehr gute Folge. Habe mir direkt Novak die VRIL Folge einverleibt….
    Heisenbergdusche
    Speer/Artefakt welcher das Leben verlängert
    Klasse!! Freue mich auch auf den Podcast

    Schöne Grüße

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  19. Hilfe, schade, dass mir gerade die Zeit fehlt, die ganzen Kommentare zu lesen. Deshalb nur ein wenig beeinflusst, mein Eindruck, der aber sogleich einen Wunsch für die kommenden Folgen beinhaltet: Die Vielzahl an Handlungssträngen in der Folgengesamtheit legen nahe, dass viele nur einen Ansatz haben, aber nicht abgeschlossen werden. Muss ja auch nicht, aber ich würde mir wirklich wünschen, dass diese überschaubar bleiben und sich einige Erzählstränge nicht nur verknüpfen lassen, sondern auch einen AHA-Effekt hinterlassen. Mag sein, dass ich mich hierfür nicht vertieft genug mit den Themen beschäftigt habe, daher lasse ich mich gerne im Podcast wieder mal erleuchten. Vielen Dank an Euch für die Austauschmöglichkeiten.

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  20. Wahnsinn….. Wie toll… Was ist ist wahr was nicht. Vermutlich entfernen wir uns zu schnell und weit von ursprünglichen und historischen Geschehnissen……

    Freu mich auf euren Podcast.

    Wann geht’s los??

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  21. Toll zu hören Thorsten!

    Ich bin schon wieder äußerst gespannt auf euren Podcast.

    Die Folge wurde von mir bereits mehrfach gehört. Und sie reift beim Hören, wie ein guter Wein.

    Was sagt Adam zum Schluss?

    „Und dann ward/wart und betest…Licht.“
    ?!?!

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    • Ich hab’s jetzt auch noch ein paar mal gehört und bin mir recht sicher, dass es „und dann ward und bebt es … Licht“ ist. Ist aber echt schwer zu verstehen und mir fällt nichts anderes ein, dass besser passt.

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  22. Die Folge 22 „Operation Epsilon“ hat mich – wie all die anderen Folgen davor auch – bestens und aller bestens unterhalten…

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  23. Auch hier noch mal Danke für den Hinweis bzgl. des Sprecherwechsels zum Schluss!

    Bin gespannt auf den Podcast mit Überlänge 😉

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