Folge 11 gehört! Erster Eindruck? (spoilerfrei)

Mein erster (spoilerfreier!) Eindruck zur Folge 11:

Es soll ja Durchgeknallte gebdss-cover-11_finalen, die vor einer lang erwarteten Filmpremiere vor dem Kino zelten. Selten hatte ich solche Lust, etwas Ähnliches vor einer Veröffentlichung zu tun, wie vor der „Schwarzen Sonne“ Folge 11 – nur zeltet es sich einfach schlecht vor CDs, geschweige denn vor iTunes. Da ich es einfach nicht erwarten konnte, habe ich die 11 gebührend um Mitternacht aus iTunes mit einem guten Tropfen Merlot und einem brennenden Holzscheit empfangen.

Günter Merlaus Aufgabe, nach mehr als sechs Jahren das Finale der „Sonne“ einzuleiten, die in den Erwartungen gewachsen, in vielen Köpfen vergessen und von manchen Herzen vielleicht schon begraben war, war sicher nicht einfacher als die elfte Arbeit des Herakles. Ich bin sicher, das Ausmisten der Ställe des Augias war eine vergleichbare Herausforderung: Zu viele Handlungsstränge liegen brach, zu viele Geheimnisse warten auf Lüftung.

Man möchte nicht in Günter Merlaus Haut stecken: Welche Erwartungen stehen im Raum, die kaum zu erfüllen sind? Das Finale muss angebahnt werden, die vielen Handlungen aufgegriffen und dem „Vergessen“ der Hörer entgegengewirkt werden, außerdem gehört zur Sonne auch eine Portion neues Geheimnis, poetische Texte, viel Musik, etwas Melancholie  und eine Prise Horror (mit viel Salzton). Und kaum zu glauben: All das wird in den 70 Minuten der Folge bedient!

Wie die „Sonne“ nach ihrer unfreiwilligen Pause wieder aufgeht, ist eine Glanzleistung: Wir werden behutsam wieder in die  Schicksale um unsere Haupt-Saltons da eingeführt, wo wir sie verlassen haben, ein paar alte Geheimnisse und Tragödien werden wieder aufgegriffen und weiterentwickelt. Die Erzählstränge bieten genug Neues, helfen aber auch elegant beim Wiedereinstieg. Auf jeden Fall ist die Folge 11 zugänglicher als z.B. die Folge 9 und 10, die ja viel mehr wie ein verwirbeltes Kaleidoskop waren, da sie sich die „Heilige Geometrie“  Zeit für die Hauptfiguren nimmt und deren Handlung um ein gemeinsames Thema vorantreibt.

Es ist eine Fortsetzung und ein Neuanfang. Bei mir macht sich der Eindruck eines Dreiteiles breit, von dem man jetzt erst den ersten Akt erlebt. Dieser erste Akt bietet uns natürlich keine ganz großen Lösungen, ermöglicht aber dafür einen eleganten und sanften Wiedereinstieg, ohne zu stark zu wiederholen und führt die Geschichte nahtlos weiter. Die Handlung bietet mehrere unerwartete Wendungen, die einem das weiße Plasma auf die Stirne treiben, es gibt ein emotionales Wiederaufleben der etablierten Mysterien, eine klare Fokussierung  auf die Haupthandlung um die Saltons und eine Dramaturgie, wie sie aus den ersten fünf Folgen der Serie gewohnt und geschätzt ist.

Einziger Wermutstropfen: Die Tracks von iTunes (im Mittelteil) klingen manchmal übersteuert – ich bin gespannt, ob das auf der CD dann auch so ist. Mich hat es aber ehrlich gesagt nicht weiter gestört.

Überhaupt ist die „Mischung“ der gebotenen Geschichte so, wie man es von der Serie in Bestform kennt, Musik, Regie und Sprecher sind sowieso über alle Zweifel erhaben: Die Sonne ist voll Elan und Gefühl für eine Erzählung zurück –  sie ist wieder da, so als ob sie nie weggewesen wäre.

Und bei all der erzählerischen Wucht und Menge, die sich hier anbahnt, bin ich froh, dass Günter Merlau die zweite Staffel bereits konzipiert – die Geschichte der Saltons mag bis Folge 13 abrundbar sein, das Sammelsurium an Geschichten aber sicher nicht. Man hat einfach das Gefühl: Da kommt noch viel zuLauschen auf uns zu!

Zu diesem furiosen Comeback kann ich nur gratulieren! So darf es gerne noch lange weitergehen.

Bravo! Formidable!

Torsten

P.S: Um eine inhaltliche (spoilerhafte) Besprechung bemühen wir uns Bei Zeiten im Podcast – jetzt erstmal die 09, dann in zwei Wochen knöpfen wir uns die 11 im Detail vor auf diezeitistauchderinhalt.com !

3 Kommentare

  1. Sehr treffender Kommentar Torsten!

    Auch ich will mit meiner Begeisterung nicht länger hinterm Kailash halten und Günter Merlau ein großes Kompliment aussprechen.

    Natürlich will ich auch gerne meinen ersten -natürlich ebenfalls vollkommen spoilerfreien- Eindruck schildern.

    Besonders imposant fand ich, wie nahtlos die „11“ die Fäden der „alten“ Folgen aufnimmt. Man möchte nicht glauben, dass da Jahre dazwischen liegen.

    Das Wiederhören der vertrauten Stimmen mit neuen Texten kommt einem Treffen mit alten Freunden gleich und wenn der große Harald Halgardt seine ersten Passagen spricht muss man schon ein wenig an sich halten, damit einem kein im Seelenfrieden geschmolzenes Gletscherwasser aus den Augen läuft.

    Ich kann nur sagen, dass meine Erwartungen voll erfüllt wurden. Das mag sich etwas nüchtern anhören, soll es aber überhaupt nicht sein. Spätestens seit Einstein wissen wir, dass alles relativ ist. Wenn wir lange nichts gegessen haben kann ein Apfel ein Festmahl sein und wenn die letzte Folge unserer Lieblingserie nicht herausragend, sondern nur gut ist, dann empfinden wir das als enttäuschend. Nach den ersten zehn Folgen hatte ich eine unglaublich hohe Erwartungshaltung an die Fortsetzung und wenn ich schreibe „meine Erwartungen wurden voll erfüllt“ ist das also eigentlich das größte Kompliment, das ich machen kann.

    Ich freue mich schon wahnsinnig auf die beiden letzen Folgen des ersten Zyklus und drücke ganz fest die Daumen, dass das Comeback der Sonne auch in kommerzieller Hinsicht ein Erfolg wird, damit Maritim noch ganz viele Folgen (und wenn es nach mir geht auch Staffeln) in Auftrag gibt.

    Eines ist jedoch jetzt schon sicher: eine Weiterführung der Serie wird garantiert nicht an der Schaffenskraft und Erzählwut des Günter Merlau scheitern. Genug Stoff scheint er noch für eine Ewigkeit zu haben – eine Ewigkeit, die zwischen Gut und Böse oszilliert.

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  2. Auch ich habe die elfte Folge mittlerweile gehört und kann technische Entwarnung geben: Über große Boxen war auf der CD keinerlei Übersteuerung zu hören.

    Inhaltlich kann ich spoilerfrei ebenfalls Entwarnung geben: Es ist kein kruder Neuanfang, es ist keine überladene Fortsetzung mit zu vielen neuen Ideen und Rätseln – es ist der harmonische Einstieg in das Finale der Salton Handlung, der mit langsamen Schritten (zurück) in das Sonne Universum führt und in einem herausragenden Klimax mündet.

    Die Folge hat mir insgesamt sehr gut gefallen; die schauspielerische Arbeit und musikalische Einbindung ist wie eh und je über jeden Zweifel erhaben und der dramaturgisch sanft steigende Aufbau nach sechs Jahren Pause definitiv angemessen. Ich hatte kurz davor am selben Tag noch Folge 10 (wieder-)gehört, weshalb mir die Rückkehr zu den Saltons fast zu sanft geschah – wollte ich doch endlich wissen, wie es in der Handlung weitergeht! Wie der Showdown aussehen wird! Wie die Fäden verknüpft werden! Wie die Saltons ihr narratives Ende finden! Die handwerklich wunderbar umgesetzten und wie immer wunderschön geschriebenen Monologe verschiedener Figuren sind zwar ideal, um den Hörer zurück ins Sonne-Universum zu ziehen – doch wenn man, wie ich, bereits in diesem Universum eine halbe Weltreise hinter sich hat, so sind diese verzierten Wiederholungen eher bremsende Ruhepausen als spannende Abenteuer auf meiner Odysee. Doch selbst dieses winzige Bröckeln am ‚Über-jeden-Zweifel-erhaben-sein‘ relativiert sich im Hinblick auf das fulminante Finale der Episode, das mich mit offenen Ohren, offenen Augen, offenem Mund auf dem Teppich in meinem Wohnzimmer zurückließ!

    Insgesamt eine sehr gelungene Fortsetzung, die ihren Zweck definitiv erfüllt: ICH – WILL – MEHR!

    Liebe Grüße,
    Samuel

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  3. Ich möchte nur bestätigen, daß die iTunes Version verzerrt ist und die CD perfekt klingt.

    Da Amazon die CD am Freitag nicht in meinen Briefkasten werfen wollte, aber am Montag schon, mußte ich die iTunes Version kaufen. Vor dem 02.12.16 is‘ ja ansonsten nichts mit Downloads. Eine ziemliche Enttäuschung was Apple angeht. Aber mit der CD ist alles wieder gut.

    Zum Inhalt freue ich mich auf euren Podcast 🙂

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